Um kaum ein Thema existieren so viele Mythen und Ammenmärchen wie um das Thema Kastration von Katzen. Wir möchten ein paar dieser (veralteten) Mythen hier aufklären und Ihnen näher bringen, warum die Kastration von Katzen/Katern zwingend notwendig ist.
Kastration ist Tierschutz!
Katzen können sich rasant schnell vermehren (siehe Grafik unten).
Probleme bereiten dem Tierschutz dabei nicht nur die vielen, wilden Streunerkolonien, es werden auch jedes Jahr extrem viele Würfe von Privat ausgesetzt (oder in den Müll geworfen). Im Frühjahr und Herbst quellen die Zeitungen und Anzeigenportale über vor Angeboten mit viel zu jungen, kranken und ungeimpften Kätzchen, die für „nen Appel und’n Ei“ verscherbelt werden.
Den ganzen kleinen Kätzchen, die beim Tierschutz sitzen (und dort oft wochenlang liebevoll und verbunden mit hohen Tierarztkosten aufgepäppelt werden), nehmen diese Kätzchen von Privat einen potentiellen Platz bei einem neuen Besitzer weg. Denn dieser muss ja nun nicht mehr ins Tierheim gehen für eine Katze (und dort eine Schutzgebühr bezahlen oder Fragen zur zukünftigen Haltungsweise beantworten), sondern bekommt die Katze „hinterher geworfen“. Dies hat zur Folge, dass immer mehr Tierheime und Tierschutzvereine mehr als nur voll sind und immer öfter neue Fundtiere ablehnen müssen – auch wenn der Fall noch so schlimm und traurig ist.
Die einzig humane und nachhaltige Lösung für dieses Problem ist die Kastration! Und zwar nicht nur die Kastration von „Tierschutztieren“, sondern auch den Tieren, die in privaten Haushalten leben.
Quelle: http://www.engelfuertiere.de/wp-content/uploads/2014/07/Katzenvermehrung.jpg
Kastration oder Sterilisation?
Bei einer Kastration werden beim Kater die Hoden und bei der Katze die Eierstöcke komplett entfernt. Bei einer Sterilisation werden lediglich die Samen- bzw. Eileiter durchtrennt. Eine Sterilisation wird daher heutzutage gar nicht mehr durchgeführt. Denn der Nachteil bei dieser Methode ist, dass das Tier zwar zeugungsunfähig ist, aber alle Hormone weiter produziert werden – mit allen unschönen Konsequenzen (näheres unter „Gesundheitliche Probleme“/“Verhaltensprobleme“). Der Begriff „Sterilisation“ wird oft noch für die Kastration bei weiblichen Katzen verwendet. Dies ist jedoch falsch, auch weibliche Katzen werden heutzutage kastriert.
Der richtige Zeitpunkt
„Eine Katze sollte mindestens einmal rollig gewesen sein… Eine Katze sollte vorher mindestens einen Wurf haben… Ein Kater sollte ausgewachsen sein…“
Wer hat diese „Tipps“ nicht schon mal gehört/gelesen? Diese sind aber mit dem heutigen Wissensstand der Veterinärmedizin definitiv veraltet!!!
Der einzig richtige Zeitpunkt einer Kastration bei Männchen und Weibchen ist VOR der Geschlechtsreife, d.h. spätestens mit einem Alter von 6 Monaten (teilweise werden gerade Weibchen aber auch schon mit 3 bis 5 Monaten geschlechtsreif)! Diese frühe Kastration hat auch keinerlei gesundheitliche Nachteile für Ihr Tier. Ihr Tier wird danach trotzdem ganz normal weiter wachsen und Ihr Kater wird trotzdem den typischen „Katerkopf“ bekommen. Denn diese Merkmale sind einzig und allein genetisch verankert und nicht abhängig von dem Zeitpunkt der Kastration. Ihr Tier wird sich auch nicht ein Leben lang verhalten „wie ein Baby“, nur weil es früh kastriert wurde.
Wie merkt man die Geschlechtsreife bei Katzen/Katern?
Katze:
Eine weibliche Katze wird ab einem Altern von ca. 6 Monaten rollig. Es gibt aber auch durchaus „frühreife“ Kätzinnen, bei denen die Rolligkeit schon mit 3 bis 5 Monaten einsetzt. Die Rolligkeit tritt üblicherweise alle paar Wochen bis Monate auf. In diesen 7 bis 10 Tagen ist sie dann paarungsbereit. Typisch für eine Rolligkeit ist ein permanentes lautes Gurren oder Miauen der Katze, welches auch nachts nicht aufhört. Außerdem wälzt sie sich auf dem Boden und reibt sich an allen möglichen Gegenständen. Dieser Zustand ist nicht nur für den Menschen nervenzerreißend. Die Katze steht in dieser Zeit unter einem extremen Hormonstress, ist unruhig und lässt sich kaum ablenken. Dabei wird meistens sogar das Futtern, sowie das Schlafen vergessen. Viele Katzen magern in dieser Zeit regelrecht ab.
Es gibt allerdings auch die „stille Rolligkeit“, wo keine der o.g. Symptome auftreten. Gerade bei jungen Katzen und ihren ersten Rolligkeiten zeigen sich die typischen Verhaltensweisen gar nicht oder in extrem abgeschwächter Form, schwanger werden können sie aber trotzdem schon. Es ist also keine ausreichende Verhütungsmethode, wenn Sie ihrer Katze bei Rolligkeit den Freigang untersagen, da Sie die Rolligkeit u.U. gar nicht mitbekommen!
Kater:
Beim Kater gibt es meist nicht ganz so deutliche Anzeichen wie den weiblichen Tieren mit ihrer Rolligkeit. Ein erstes Anzeichen kann sein, dass sich der Geruch des Urins eines Katers verändert. Riechen Sie plötzlich beim Säubern des Katzenklos einen beißenden, starken Geruch und haben das Gefühl, Sie säubern einen Pumakäfig? Dafür ist unter anderem der Ammoniak im Urin zuständig, dessen Konzentration bei einem potenten Kater plötzlich ansteigt. Ein weiteres sehr sicheres Anzeichen ist, wenn ihr Kater plötzlich im Katzenklo aber auch in der ganzen Wohnung markiert. Typisch für Markieren ist, wenn der Kater dabei steht, den Schwanz gerade in die Höhe streckt und mit dem Schwanz „zittert“ beim Urin absetzen.
Gesundheitliche Probleme bei unkastrierten Katzen
Gerade für weibliche Katzen kommt es oftmals zu erheblichen gesundheitlichen Problemen, wenn sie nicht kastriert werden. Die Natur sieht es vor, dass eine rollige Katze gedeckt wird und anschließend Nachkommen auf die Welt bringt. Wird eine rollige Katze nicht gedeckt (weil wir sie ja als Haustier halten und nicht möchten, dass sie schwanger wird), so kann das in vielen Fällen eine sogenannte „Dauerrolligkeit“ auslösen. Die Abstände zwischen zwei Rolligkeiten werden immer kleiner, so dass irgendwann nur noch ein bis zwei Wochen Pause dazwischen liegen. Unkastrierte Katzen neigen außerdem häufig zu Gebärmutterentzündungen (Endometritis) oder Gebärmuttervereiterungen (Pyometra). Beide Krankheiten sind lebensgefährlich, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt werden und die Gebärmutter sofort entfernt wird. Seltener treten auch Mammatumore auf (Krebsgeschwüre im Gesäuge der Katze).
Bei unkastrierten Katern treten zwar die o.g. gesundheitlichen Probleme nicht auf, aber sie können sich beim Deckakt mit einigen schlimmen und meist tödlich verlaufenden Infektionskrankheiten anstecken, z.B. FIV (Katzenaids) und FeLV (Leukose).
Verhaltensprobleme bei unkastrierten Katzen
Werden Katzen und Kater nicht rechtzeitig kastriert, so können eine ganze Reihe von Verhaltensproblemen auftreten. An erster Stelle steht hier die Unsauberkeit. Wie oben bereits angesprochen markieren die meisten Kater, aber auch viele Kätzinnen, um ihr Revier zu kennzeichnen (stellt man dieses Verhalten fest, so sollte man das Tier schleunigst kastrieren. Meist hört dieses Verhalten dann auf, aber konnte es sich zuvor schon über Monate oder Jahre manifestieren, so kann es sein, dass das Tier sein Leben lang weiter markiert). Außerdem können unkastrierte Tiere mitunter aggressiv werden. Sie stehen ja unter einem permanenten Hormonstress und wird dieser Trieb nicht befriedigt, leiden sie unter einer fortwährenden Unzufriedenheit: Artgenossen werden plötzlich als Konkurrenten angesehen und bekämpft und verjagt (obwohl sie sich ehemals gut verstanden haben), mitunter wird auch der Mensch angegriffen, Dinge im Haushalt werden zerstört, etc.
Gefahren im Freigang für unkastrierte Katzen
Unkastrierte Katzen haben oft nur eins im Sinn – einen Paarungspartner finden. Wie oben bereits erwähnt, wird oftmals sogar das Fressen „vergessen“. Aber nicht nur das: Viele Katzen begeben sich auf Wanderschaft und bleiben teilweise wochenlang verschwunden. Auf ihrer Suche haben viele Katzen leider auch keinen Blick mehr für Gefahren im Freigang. Da wird nicht mehr auf Autos geachtet, wenn man einer Duftspur eines potentiellen Partners folgt. Die Zahlen bestätigen leider, dass gerade in der Paarungszeit die allermeisten Katzen (aufs Jahr gerechnet) überfahren werden. Eine weitere große Gefahr sind Kämpfe mit anderen unkastrierten Katzen – hier werden bevorzugt ums Revier oder um einen Paarungspartner gekämpft. Dabei fließt oftmals leider mehr als nur ein wenig Blut, denn es werden auch Kämpfe auf Leben und Tod ausgefochten, welche schwerste Verletzungen nach sich ziehen können. Bevor eine Katze Freigang bekommt, muss also sichergestellt sein, dass sie kastriert ist!!
Wohnungskatzen kastrieren?
Oftmals hört man den Satz: „Ich habe nur Wohnungskatzen. Die brauch ich nicht kastrieren“. Auch dieser Ausspruch ist falsch. Wohnungskatzen sollten genauso kastriert werden. Die Gründe dafür wurden oben bereits ausführlich erklärt. Allein die gesundheitlichen Probleme sollte man nicht vernachlässigen, aber auch dem permanenten Hormonstress sollte man sein Tier nicht aussetzen, wenn man es lieb hat. Es vereinfacht das Zusammenleben für Alle!
Außerdem: Nicht selten entkommen/entwischen Wohnungskatzen ungewollt. Gerade in der Paarungszeit nutzen sie jede noch so kleine Möglichkeit für einen Fluchtversuch. Und nicht selten kommt die weibliche Wohnungskatze (wenn überhaupt!) nach Wochen trächtig wieder heim oder der Kater hat sich mit einer tödlichen Infektionskrankheit angesteckt. Traurigerweise werden genau solche trächtigen Katzen oder ihre Würfe hinterher oft ausgesetzt, weil keine Zeit/kein Geld/keine Lust für die Aufzucht von Kitten da ist.
Charakterveränderung bei kastrierten Katzen?
Ein gängiges Vorurteil ist, dass Katzen und Kater nach ihrer Kastration ihren Charakter verändern und faul und fett werden. Angeblich sollen sie auch keine Mäuse mehr fangen. Dies stimmt so nicht.
Der Kalorienbedarf einer unkastrierten Katze ist zwar höher, eben weil sie nur ihren Trieben folgt, dadurch unter Stress steht und für lange Zeiten in ihrem extrem großen Revier rumstreunt. Aber keine kastrierte Katze wird einfach fett – hierfür ist ausschließlich falsche Fütterung verantwortlich (in wenigen Fällen auch Krankheiten).
Mäuse werden auch nach einer Kastration weiterhin gefangen – oftmals sogar mehr! Denn nun gibt es für die Katze keinen Hormonstress, der vom Mäusefangen ablenken können.
Insgesamt sind kastrierte Katzen anhänglicher und schmusiger, denn sie können sich auf ihr Heim und Herrchen/Frauchen konzentrieren.
Ich möchte aber doch so gerne mal das Wunder der Geburt miterleben…
Dieser Wunsch ist nachvollziehbar. Welches Herz schlägt nicht höher beim Anblick von niedlichen, kleinen Babykätzchen? Hegen Sie diesen Wunsch wirklich, so lassen Sie Ihre Katze/Kater bitte trotzdem kastrieren (aus den vielen o.g. Gründen). Aber Sie können sich Ihren Wunsch dennoch erfüllen und dabei noch etwas Gutes tun. Es gibt bei vielen Tierschutzvereinen (und natürlich auch bei uns ) die Möglichkeit Pflegestelle auf Zeit zu werden und eine trächtige Katze aufzunehmen, sie bei der Geburt zu begleiten und ihre Kätzchen groß zu ziehen. Anschließend helfen Sie bei der Vermittlung. Wie das geht, erfahren Sie hier (-> Link zur Seite „Pflegestelle werden“).